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Sonntag, 10. Februar 2013

geräusche

schon wieder ist alles so laut. überall geräusche, überall bewegung, überall laut. sie fühlt die unruhe schnell in sich aufsteigen. sie will nichts hören, nichts sehen, sie will einfach stille. hektisch dreht sie den fernseher ab und setzt sich an den tisch. der wasserhahn tropft. tropf - tropf - tropf - tropf - tropf. "alles ist gut. ganz ruhig... alles ist gut", sagt sie zu sich selbst. doch das tropfen wird immer lauter, in ihrem kopf scheint das tropfen so laut, als würde jemand mit einem hammer neben ihr einschlagen. sie kann das geräusch nicht mehr ertragen. sie steht auf und geht im zimmer auf und ab, in der hoffnung, endlich ein wenig runterzukommen. sie geht ins bad und lässt die badewanne volllaufen. schon wieder alles viel zu laut. es kommt ihr wie eine ewigkeit vor, bis die wanne endlich voll ist und sie das wasser abstellen kann. ein paar mal tropft der wasserhahn noch, dann herrscht endlich stille. sie zieht sich aus und steigt in das viel zu heiße badewasser. sie schafft es nicht, ein wenig kaltes wasser nachlaufen zu lassen. sie beißt die zähne zusammen und lässt sich mit schmerzverzerrtem gesicht in das heiße wasser sinken. ein paar sekunden, dann lässt der schmerz langsam nach. sie schließt die augen, um endlich zu entspannen. sie fühlt das wasser an ihrer haut, die einzige berührung, die sie seit schon viel zu langer zeit an ihrem körper spürt. sie schließt die augen und taucht den kopf unter, hört die stille unter wasser, die dumpfe stille. "hier könnte ich bleiben, das könnte ich ertragen...." denkt sie.

Montag, 4. Februar 2013

ballast

mit leiser musik im ohr geht sie durch die gassen. der regen tropft von den dachrinnen und von ihrer kapuze. es ist dunkel, kaum jemand ist unterwegs. ein paar gestalten drehen mit ihren hunden die letzte abendliche runde. in den meisten häusern brennt licht. sie starrt an dem großen wohngebäude hinauf. was da wohl gerade passiert, hinter all den fenstern? wer ist alleine, und wer zusammen? wer ist glücklich, und wo ist streit? wo wird neues geschaffen, wo geht bestehendes dahin? sie erschrickt, als plötzlich die tür aufgeht. der bewegungsmelder bringt licht ins dunkel und sie beobachtet den jungen mann, der den müll hinunterbringt. er geht an ihr vorbei und ihre blicke treffen sich kurz. warum er wohl so traurig aussieht, fragt sie sich. so erschöft. so resigniert. was er wohl alles mit sich herumschleppt... es knallt laut und reißt sie aus ihren gedanken, als der deckel des mistkübels zufällt. der junge mann schleppt sich langsamen schrittes wieder zur eingangstür. zurück in das gebäude mit denen vielen fenstern, den vielen gesichtern und geschichten, gefühlen und gedanken, alle auf einem fleck. er trägt sein päckchen wieder hinauf, genauso, wie sie ihres wieder nach hause schleppen wird.