es ist samstag, früher nachmittag. zögerlich gehst du rein in den laden. alles voll mit menschen. für dich ist es eine große halle, ohne die möglichkeit, sich irgendwo zu verstecken. schon beim reingehen hast du das gefühl, dass dich jeder anstarrt. du fragst dich, ob deine haare abstehen, ob du was im gesicht hast, ob dein tshirt schlampig in deiner hose steckt. obwohl du vorher extra auf der toilette warst, nur um zu kontrollieren, ob du nicht der norm abweichst, fühlst du dich, als wäre etwas falsch an dir, und streifst nochmal unsicher über deine haare. schon weißt du nicht mehr, warum du eigentlich hier bist. was wolltest du eigentlich besorgen? automatisiert gehst du in die ecke, in der am wenigsten menschen stehen. du merkst, dass du bei der herrenmode gelandet bist und hast das gefühl, von allen angestarrt zu werden. am liebsten würdest du sofort wieder umdrehen und nie wieder einen ort wie diesen betreten. du fragst dich, warum du nicht eine freundin mitgenommen hast, dann wäre alles leichter gewesen. doch wie viele freunde hast du schon, die du samstag nachmittag spontan anrufen kannst, um dich in einen laden einer großen modekette zu begleiten, nur um schnell ein tshirt zu kaufen? nur schnell ein tshirt, 15 min, nur schnell hinter sich bringen, und danach gleich nach hause und nicht noch stundenlang rumschlendnern zwischen all den gesichtern. wie viele solche freunde hast du, die das alles verstehen würden? vielleicht keinen? du stehst noch immer in der herrenabteilung und würdest am liebsten weglaufen, so schnell es geht ins auto, da fühlst du dich sicher. nein, das machst du nicht, du wirst jetzt dieses eine schwarze tshirt kaufen, welches du haben wolltest. du steuerst auf die damen-basics-abteilung zu. dabei gehst du an einer gruppe jugendlicher vorbei, die, kaum bist du einige meter entfernt, herzhaft lachen. du bist dir sicher, dass sie wegen dir lachen, du läufst blöd, oder siehst einfach lächerlich aus, vielleicht mögen sie auch einfach deine brille nicht. auf jeden fall bist du dir sicher, dass etwas falsch an dir ist, dass du nicht richtig bist, ganz und gar nicht für die welt hier draußen geeignet. der schweiß steht dir auf der stirn und du schnappst dir ein schwarzes tshirt, egal welches, hauptsache groß genug, um sich darin zu verstecken. du gehst zur kasse, einige leute warten schon, und du stellst dich an. bald steht jemand hinter dir, viel zu nahe für dich, und da dir der schweiß schon auf der stirn steht hast du angst, du könntest nicht mehr gut riechen, und der hinter dir könnte sich ekeln. du fühlst dich beengt, erdrückt, du steigst von einem fuß auf den anderen, weißt nicht, wohin du schaun sollst, starrst einfach auf den boden. endlich bist du dran. die dame lächelt und nimmt dein tshirt, nennt den betrag. in der hektik die du dir machst, klemmt der reißverschluss für dein münzfach, du zerrst daran und spürst, wie dir die hitze ins gesicht steigt. du spürst die blicke der wartenden leute hinter dir, alle genervt von der langen schlange, du hörst den typen direkt hinter dir entnervt seufzen. die verkäuferin lächelt und sagt nett "nur kein stress", und endlich geht das fach auf. schnell zahlst du und drehst dich um, musst dich nun noch an der schlange vorbeischlängeln und dich zum rettenden ausgang begeben, ein weg voll mit berührungen mit menschen, die du nicht kennst, und die dich mit sicherheit unschön und merkwürdig finden....